Forderungen der Studierendenversammlung an die FSU Jena
Hier seht ihr bis zum 06.12.2019 die auf der informellen Studierendenversammlung beschlossenen Forderungen, sowie die Abstimmungsergebnisse!
ÜBER UNS
Wir sind die Students+ for Future Jena, und wollen die Studierendenvollversammlung zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz an der Uni ins Leben rufen!
UNTERSTÜTZUNG
Zum Auswertungstreffen der Vollversammlung laden wir alle Menschen mit Redebedarf am 04.12.2019 um 14Uhr in den Frei(t)raum in der Carl-Zeiß-Straße 3 ein. Falls jemand daran nicht teilnehmen kann, freuen wir uns ebenfalls über Feedback per Mail an Students4Vollversammlung@mail.de.
Wenn ihr euch direkt in die Umsetzung der Forderungen einbringen wollt, kommt gerne zu unserem nächsten Students+4Future-Treffen im Januar. Schreibt uns dafür eine Mail an publicclimateschool-jena@posteo.de.
Statement zur Studierendenvollversammlung am 26.11.2019
Am Dienstagabend fand im Rahmen der Public Climate School eine Studierendenversammlung zu mehr Klimagerechtigkeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) statt.
Wir, das Organisationsteam der Veranstaltung, wollten an diesem Abend mit den Studierenden in Dialog über mögliche Forderungen für einen nachhaltigeren Universitätsbetrieb treten. Fast 1200 Studierende folgten unserem Aufruf über dieses Thema zu diskutieren und ihre Stimme geltend zu machen. Unserer Meinung nach spiegelt die alle Erwartungen übertreffende Beteiligung die starke Relevanz des Klimawandels für die Studierenden wider.
Angesichts der Herausforderungen, die ein solches basisdemokratisches Format mit der momentan geltenden Satzung des StuRa mit sich bringt, war es leider nicht möglich, die Kriterien einer formellen Vollversammlung zu erfüllen. Dennoch haben wir alles darangesetzt, eine demokratische Entscheidungsfindung zu gewährleisten, was stellenweise zu einer Verzögerung des Prozesses führte. Für die Verzögerungen und Unklarheiten möchten wir uns bei allen Teilnehmenden entschuldigen.
Trotz aller Hürden haben über 900 Teilnehmende uns mit der Abgabe ihrer Stimme gezeigt, dass sie mit einer überwältigenden Mehrheit hinter den Forderungen für mehr Klimaschutz an der FSU stehen. Davon hat die Hälfte die kompletten 4 ½ Stunden aktiv an der Versammlung teilgenommen und sich in den Diskurs eingebracht. Die genaue Auszählung sowie die endgültigen Forderungen könnt ihr unter diesem Beitrag einsehen. Wir hoffen, dass der Studierendenrat diese Forderungen im Sinne der Studierendenschaft seiner nächsten Sitzung am 03.12.2019 beschließt, und sie im Anschluss an die Universitätsleitung übermittelt.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Helferinnen und Helfern, für das Engagement des Multimediazentrums und für die Unterstützung durch den StuRa bedanken. Ohne diese wäre die Durchführung der Veranstaltung in dieser Form nicht möglich gewesen!
Zum Auswertungstreffen der Vollversammlung laden wir alle Menschen mit Redebedarf am 04.12.2019 um 14Uhr in den Frei(t)raum in der Carl-Zeiß-Straße 3 ein. Falls jemand daran nicht teilnehmen kann, freuen wir uns ebenfalls über Feedback per Mail an Students4Vollversammlung@mail.de.
Wenn ihr euch direkt in die Umsetzung der Forderungen einbringen wollt, kommt gerne zu unserem nächsten Students+4Future-Treffen im Januar. Schreibt uns dafür eine Mail an publicclimateschool-jena@posteo.de.
Die endgültigen Forderungen
1. Solidarisierung mit Fridays for Future
Wir, die
Studierenden der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena, solidarisieren uns mit der aktuellen Klimabewegung, insbesondere der Fridays for Future
Bewegung. Diese fordert die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des
1,5°C-Ziels. Wir,
die Studierenden der FSU Jena,
empfehlen dem StuRa der FSU Jena,
die FSU Jena
und sämtliche ihr angeschlossenen Institutionen aufzufordern, sich mit den
Zielen des Parisers Klimaabkommens zu solidarisieren.
2. Anerkennung des Klimanotstandes
Wir fordern die FSU Jena auf, dem Stadtratsbeschluss zum Klimanotstand folgend, in allen Entscheidungen der FSU das Bekämpfen der Klima- und Ökologiekrise zu priorisieren. Dies soll unter Einbeziehung von lokalen, globalen und intergenerationalen Gerechtigkeitsaspekten erfolgen.
3. Nachhaltiges Leitbild und Profillinien der Universität
Wir fordern die FSU Jena dazu auf, Nachhaltigkeit als zentralen Bestandteil in ihrem übergeordneten Leitbild zu verankern. Hierzu begrüßen wir den Apell der Hochschulrektorenkonferenz von 2018, an deutschen Universitäten eine "Kultur der Nachhaltigkeit" zu etablieren und fordern eine konsequente Umsetzung.
3.1 Nachhaltigkeit in Bildung und Forschung
Im Sinne
ihres Bildungsauftrags soll die Universität ihre Lehre und Forschung auf die
Dringlichkeit der Klimakrise ausrichten. Um die grundlegende Ausrichtung aller
universitärer Forschungsarbeiten und Lehrtätigkeiten im Sinne der
Nachhaltigkeit sicherzustellen, sollen die bisherigen Profillinien der FSU
"Light, Life, Liberty" jeweils um den inhaltlichen Zusatz der
Nachhaltigkeit ergänzt werden. Die Freiheit von Lehre und Forschung darf dabei
unter keinen Umständen eingeschränkt werden.
3.2 Kommunikation der Thematik
In der
externen Kommunikation der Universität sollen die Themen Klimakrise und
nachhaltige Transformation prominenter platziert werden. Im internen Austausch
mit Lehrenden und Forschenden soll die Universität anregen, mit Nachhaltigkeit
assoziierte Fragen- und Problemstellungen mehr Gewicht zu verleihen.
3.3 Interdisziplinarität
Die
Universität soll nachhaltige Entwicklung als fakultätsübergreifendes Profilfeld
in Lehre und Forschung ausbauen und bereits bestehende Forschung und Lehre zu
Nachhaltigkeitsthemen weiter fördern. Wir verlangen mehr Lehre und Forschung zu
alternativen Gesellschaftsformen, welche nicht auf unbegrenztem ökonomischem
Wachstume basieren.
3.4 Anreize
Die
Universität soll im Rahmen eines Bildungsangebotes aktiv Anreize zur
Auseinandersetzung mit ökologisch-nachhaltigen Themen setzen. Dies könnte durch
ein erwerbbares Zertifikat zum Thema Nachhaltigkeit erreicht werden, welches
für Studierende und Nicht-Studierende kostenlos sein soll.
4. Emissionsneutraler Betrieb der Universität und des Studierendenwerks
Wir fordern
sowohl die FSU Jena als auch das Studierendenwerk Thüringen auf, eine
umfassende Energiebilanz spätestens
bis zum 31.12.2020 anzufertigen und offen zu legen.
Auf Grundlage dieser Berichte fordern wir die Universität und das
Studierendenwerk auf, nicht wie bisher vorgesehen bis 2030, sondern bereits zum
31.12.2025 die CO2-Emissionen und den Energiebedarf in den Teilbereichen
(Mobilität, Gebäudemanagement, Mensaangebot) auf ein Minimum zu senken. Für
unvermeidbare Emissionen fordern wir ein universitätsinternes Konzept für
Kompensationsmaßnahmen. Kompensationszahlungen sollen zur Finanzierung
nachhaltiger Projekte innerhalb der FSU Jena verwendet werden.
4.1 Mobilität
Im Hinblick auf die Mobilität aller Statusgruppen der Universität sollen Anreize geschaffen werden, eine klimafreundlichere Fortbewegung zu wählen.
Wir fordern mehr und geschützte Fahrradständer, ein Fahrrad- und Lastenrad-Leihsystem, eine kostenlose und ausreichend große Fahrradselbsthilfewerkstatt, höher bezuschusste ÖPNV-Tickets für Mitarbeitende, eine öffentliche Positionierung für kostenlosen ÖPNV sowie für eine autofreie Innenstadt. Die FSU soll Dienstreisen in diesem Zusammenhang auf ein Minimum reduzieren. Kurzstreckenflüge (alle Distanzen, die in unter 10 Stunden mit anderen Verkehrsmitteln überbrückt werden können) sollen nicht finanziert werden. Im Ausgleich soll die notwendige Infrastruktur für Audio- und Videokonferenzen ausgebaut werden. Neuanschaffungen für den Fuhrpark der Universität sollenAntriebe haben, die keine fossilen Brennstoffträger verwenden.
4.2 Gebäudemanagement
Bei allen
nötigen Bauvorhaben der FSU Jena sollen ökologische und klimaneutrale Standards
angewendet werden. Dies beinhaltet vor allem die
energieeffiziente Isolierung universitär genutzter Gebäude.
Darüber hinaus sollen auf Basis einer Potentialanalyse bezüglich erneuerbarer Energien auf den Flächen der Universität entsprechende Ausbaumaßnahmen ergriffen werden. Zusätzlich muss die FSU Jena das Heizsystem im Sinne eines nachhaltigen Gebäudemanagements überarbeiten.
Die Gebäudevorgaben sollen explizit auch für das Studierendenwerk gelten.
4.3 Verwendung von Eigen- und Fremdkapital
Um
universitätsinterne Anreize zu ökologisch nachhaltigen Forschungsarbeiten zu
schaffen, sollen Mittel innerhalb der Universität zugunsten ökologisch nachhaltiger
Forschungsarbeiten umverteilt werden (z.B. könnte hierfür der bisher ausgezahlte
"Overhead" bei entsprechenden Projekten zu 50% zurückgezahlt werden).
Zusätzlich fordern wir die FSU auf, im Rahmen der anzufertigenden Energiebilanz
transparente Angaben über ihre Kapitalanlagen zu tätigen. Eventuelle
Beteiligungen an klimaschädlichen Fonds sollen beendet werden.
4.4 Mensaangebot
Der
Emissionsabdruck der jeweiligen Essensangebote in den Mensen soll den
Studierenden durch das Studierendenwerk Thüringen transparent gemacht werden.
Um die Lebensmittelverschwendung in den Mensen weiter zu verringern, sollen
nicht verkaufte Mittagsgerichte am
Abend vergünstigt angeboten werden.
Darüber hinaus sollen zu diesem Zweck mögliche Kooperationen mit Initiativen
wie Foodsharing angestrebt werden.
Die Nutzung plastikfreier Verpackungsformen soll in allen Einrichtungen der FSU
unterstützt und ausgeweitet werden.
Statt sozial schädlicher und umweltbelastender Markenprodukte sollen in Zukunft
nachhaltig wirtschaftende Anbieter unterstützt werden.
Das Essensangebot der Hauptmahlzeiten soll in jeder Mensa und Cafeteria zu
über 50% vegetarisches und davon mindestens 50% veganen Gerichten bestehen. Diese sollen günstiger als die
nicht-veganen Alternativen sein und insbesondere zu den hochfrequentierten Zeiten in den Mensen in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen.Um diese Ziele zu erreichen, fordern wir den Verwaltungsrat der FSU Jena dazu
auf, die in diesen Bereichen durch das Studierendenwerk bereits angestoßenen
Bestrebungen zu unterstützen. Zusätzlich fordern wir den Verwaltungsrat der FSU
Jena dazu auf, die Subventionierung regionaler, fleischloser Produkte verstärkt
voranzutreiben, um fleischlose und somit emissionsärmere Verpflegungsangebote
für die Studierendenschaft attraktiver zu machen.
Die
Studierenden fordern das Studierendenwerk dazu auf, eine erneute Mensaumfrage
durchzuführen.
Wir fordern ein Sharing-Regal für Nicht-aufgegessenes Essen in der Mensa.
4.5
Standard-Suchmaschine
Wir fordern die FSU Jena dazu auf, die Standard-Suchmaschine auf allen PCs der
Universität zu Ecosia zu ändern. Von den generierten Einnahmen werden Bäume
gepflanzt, die einen Teil der CO2-Emissionen kompensieren.
5. Implementierung und Überprüfbarkeit der Forderungen
Wir fordern
die Schaffung hauptamtlicher Stellen, die für die Offenlegung von
nachhaltigkeitsrelevanten Daten sowie der fakultätsübergreifenden
Implementierung unserer Forderungen verantwortlich sind. Natürlich sollen diese
auch weitere Maßnahmen für die Gestaltung einer klimafreundlicheren Universität
anregen und durchsetzen.
Mit dieser Forderung unterstützen wir ausdrücklich den bereits bestehenden
Antrag des Umweltreferates des Studierendenrates für die Einrichtung eines
Green Office. Wir fordern die Unileitung auf, jährlich einen Bericht über die
Fortschritte zur Umsetzung der aufgeführten Forderungen zu erstellen und zu
veröffentlichen.
6. Weiteres
6.1 Kooperation
Die FSU soll insbesondere mit Schwesteruniversitäten und der Landespolitik kooperieren, um die Forderungen auch außerhalb der Universität voranzutreiben.
6.2 Vorbildfunktion
Die FSU Jena
soll Wegbereiterin der sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft
sein und zu der derzeitigen wachstumsorientierten und klimaschädlichen
Wirtschaftsordnung Alternativen diskutieren.
6.3 Verhandlungen
Wir fordern
die Universitätsleitung auf, bis spätestens Mitte Januar auf die beschlossenen
Forderungen einzugehen und mit den Studierenden in Verhandlung
darüber zu treten.
6.4 Ressourcennutzung durch Studierende
Wir empfehlen dem StuRa der FSU Jena, die Studierenden der FSU Jena zu folgendem aufzufordern: Alle Studierenden sollen die FSU Jena bei der Umsetzung der Forderungen unterstützen, indem diese sparsam mit den Ressourcen der FSU Jena umgehen. Hier sei beispielhaft das Schließen von Fenstern beim Verlassen von Räumen im Winter angesprochen oder das Entsorgen von Abfällen in dafür vorgesehenen Behältern.
Protokolle der Studierenden-Vollversammlung und der Studierenden-Versammlung vom 26.11.2019
https://www.dropbox.com/sh/zqbut81or9j2zej/AAAlZ-f5R0h7yaH4TqD3w4mJa?dl=0